Saaleüberquerung in Brachwitz und RothenburgEin Fährmann ohne Führerschein
Halle (Saale) -Die Saalefähren in Brachwitz und Rothenburg sind auch am Freitag gefahren. Die beiden Brachwitzer Sebastian Vitzthum von Eckstädt und Johannes Hedel haben am Vormittag die Wasserfahrzeuge übernommen. Erst am Donnerstagabend hatte der Stadtrat Wettin-Löbejün in einer eigens einberufenen Sondersitzung den Pachtvertrag für die drei kommunalen Fähren – Wettin ist gerade außer Betrieb – abgesegnet. Praktisch in letzter Minute. Am 30. Juni waren die Pachtverträge des alten Pächters abgelaufen beziehungsweise gekündigt worden.
Damit ist die seit Wochen heftig diskutierte drohende Stilllegung der drei Fähren noch abgewendet worden. Zur Erleichterung der ganzen Saaletal- Region einschließlich Halle. Denn die drei Fähren sind zwischen Kröllwitz und Könnern die einzige Möglichkeit, die Saale zu überqueren.
Stark frequentierte Überquerung
Entsprechend frequentiert sind die Übergänge: Zwischen September 2014 und Oktober 2015 haben nach MZ-Informationen allein die Fähre Wettin durchschnittlich täglich 580 Fußgänger, 650 Autos, 50 Kleintransporter, 50 Radfahrer/Mopedfahrer sowie sieben Lkw benutzt. Zusammen 280.000 Fahrzeuge. Die hohe Zahl der Fußgänger ergibt sich durch täglich 200 Schüler als Fahrgäste.
Wenn auf der baustellen- wie unfallträchtigen A 14 der Verkehr staut, sind die drei Fähren im nördlichen Saalekreis besonders stark gefragt. In Brachwitz dürfte die Zahl der Autos ähnlich der in Wettin sein, in Rothenburg deutlich geringer. Genaue Zahlen gibt es nicht. Auch Fähren-Neupächter Sebastian Vitzhum von Eckstädt kann da nur schätzen. „In den nächsten Monaten werden wir aber klare Zahlen bekommen. Wir wollen vor allem beweisen, dass wir das Fährgeschäft können, um so den Stadtrat zu überzeugen“, sagt der 38-Jährige. Denn der Stadtrat hat zunächst nur einen Interimspachtvertrag verabschiedet, der maximal ein Jahr laufen soll, eine Ausschreibung wird vorbereitet.
Vorbehalte gegenüber neue Betreiber
Im Stadtrat waren bei der mit großer Mehrheit getroffenen Entscheidung für die neuen Pächter Bedenken laut geworden, weil weder Sebastian Vitzhum von Eckstädt noch sein Bruder Johannes Hedel das Fährgeschäft kennen. Von Eckstädt ist vielmehr promovierter Umwelt-Agraringenieur. Er baut gerade unter anderem einen vom Wirtschaftsministerium geförderten Startup für einen Luftfilter in der Agrarwirtschaft auf. Jahre lebte er zudem im Ausland.
Der 38-Jährige ist überzeugt, die Fähren erfolgreich betreiben zu können – auch ohne eigene Fähr-Führerschein. Man verfüge durchaus über kaufmännische und betriebswirtschaftliche Ausbildung und Erfahrung. Die Fähren jedenfalls kennen die Brüder: Sie sind gebürtige Brachwitzer und oft schon damit gefahren. (mz)